Photowalk im Herbst

Um den Herbst so richtig schön genießen zu können, habe ich in den nächsten Wochen einen regelmäßigen Photowalk eingeplant. Wisst Ihr, was ein Photowalk ist oder habt schon daran teilgenommen?

Ein Photowalk ist nichts anderes als ein Spaziergang mit Kamera. Wir suchen uns ein Ziel, stiefeln los und haben dabei die Absicht, schöne Fotos zu schießen. Doch im Grunde steckt viel mehr dahinter. Denn nicht nur für Hobby-Fotografen ist es eine der besten Übungen, den Blick für Perspektiven und schöne Motive zu schulen. Bei einem Photowalk konzentriere ich mich so sehr auf die Wahrnehmung der Landschaft um mich herum, dass ich alles andere dabei vergesse.

Ein Photowalk ist also ein perfektes Mittel, um mich abzulenken und den Kopf frei zu bekommen. Wer hat sich auf einem Spaziergang schon mal geärgert, dass er keine Kamera dabei hatte, weil die Landschaft grade so schön war? Oder weil man ein tolles Motiv entdeckt hatte? Es heißt, die beste Kamera ist die, die wir dabei haben.

Mein Ziel für diesen Photowalk am letzten Samstag war die Burg Kniphausen vor den Toren von Wilhelmshaven. Der alte Zwiebelturm am Hauptgebäude ist das Wahrzeichen der Burg. Die Anlage liegt in einem Park und es sind auch noch Teile des Burggrabens erhalten. Ich hatte diesen Ort gewählt, weil historische Gemäuer, knorrige Bäume und rankender Efeu fast immer ein Garant für Bilder mit einem geheimnisvollen Flair sind.

Ich wurde nicht enttäuscht. Der alte Park wirkt etwas wild und verwahrlost, aber das verleiht ihm seine geheimnisvolle Atmosphäre. Die alten Baumreihen eignen sich toll dafür, mit der Perspektive zu spielen. Und das alte Herrenhaus mit seinem roten Klinker, den grün-weißen Fenstern und Türen sind ein Traum.

„Die beste Kamera ist die, die man dabei hat.“

unbekannt

Alter Apfelbaum
Dies ist mein Lieblingsbild aus dieser Serie !

Ich habe mir zuerst die Gebäude und das hübsche Tor angesehen und habe anschließend im Park einen Spaziergang durch das raschelnde Laub gemacht. Natürlich immer auf der Suche nach dem nächsten Motiv.

Alter Apfelbaum

So ein Photowalk lebt davon, dass wir auch mal die Perspektive wechseln. Wie sieht die Welt über uns aus? Was befindet sich vor unseren Füßen? Ein Foto vom herbstlichen Geäst über uns kann genauso ein tolles Foto abgeben wie das Herbst-Laub am Boden. Ich halte Ausschau nach besonderen Pflanzen, Farben, der Textur von alter Rinde oder dem pelzigen Moos auf einem alten Stein. Wie sieht es hinter mir aus? Der Weg, auf dem ich gehe, kann völlig langweilig sein. Aus der anderen Richtung kann er ein ganz anderes Bild bieten. Wie sieht das Bild aus, wenn ich es durch die Kamera betrachte? Unsere Augen sehen anders als die Linse ’sieht‘. Was wir bei bloßer Betrachtung reizvoll finden, kann beim Blick durch die Linse langweilig sein oder sogar verschwinden.

Mein Highlight war die Wiese mit den alten Apfelbäumen. Die Bäume sind so alt, dass sie zum Teil mehr liegen als stehen. Sie hingen voll mit kleinen Äpfeln in Farben von gelb bis rot, teilweise mit Anteilen von Lila, was ich so noch nie gesehen habe. Gefühlt habe ich jeden einzelnen Apfel fotografiert.

Ich bin ein kleiner Hobby-Fotograf, aber je länger ich mich mit Fotografie beschäftige, je besser gefallen mir meine Bilder und umso weniger Ausschuss produziere ich. Beim Fotografieren muss ich mich stark konzentrieren. Es ist also eine tolle Beschäftigung, wenn wir uns innerlich unaufgeräumt und unruhig fühlen. Nach einem Photowalk bin ich zufrieden. Ich war an der frischen Luft und habe meinen Ausflug genossen. Damit habe ich an diesem Tag etwas Wertvolles unternommen. Denn die wertvollste Beschäftigung ist für mich immer die Zeit ohne Handy und Fernseher.

Was hat dies nun alles mit der Philosophie von „Schick im Kopf“ zu tun?

Wir lenken beim Fotografieren den Blick von unserer inneren Betrachtung nach außen. Wir konzentrieren uns auf das Schöne um uns herum. Es ist erwiesen, dass es sich positiv auf unsere psychische Gesundheit auswirkt, wenn wir uns in der Natur aufhalten und uns mit ihr befassen. Der Mensch wurde nicht gebaut, um am Schreibtisch zu sitzen. Die Natur ist unser ursprünglicher Lebensraum.

Wenn wir uns sensibilisieren und unsere Außenwelt und das Sehenswerte darin wirklich wahrnehmen, werden wir weniger grübeln und die Welt im wahrsten Sinne des Wortes durch eine andere Brille sehen. Und hoffentlich trägt dies dann auch ein wenig dazu bei, dass wir weniger grübeln, weniger jammern und der Natur mit etwas mehr Respekt begegnen.

Ihr habt Lust auf einen Photowalk bekommen? Dann rein in die Turnschuhe und die wetterfesten Klamotten. Nehmt am Besten die Stöpsel aus den Ohren und lässt das Handy zu Hause. Denn Eure Sinne werden benötigt. Alle ! Euer Handy macht natürlich auch schöne Bilder. Ich habe aber festgestellt, dass ich bei meiner Kamera mehr Gestaltungsmöglichkeiten habe, z.B. bei Belichtung und Tiefenschärfe. Die Bilder haben einen anderen Ausdruck als Handy-Fotos, die Farben sind weniger grell und der Gesamteindruck ist weicher.

Mehr über die Burg Kniphausen, Veranstaltungen und die Stiftung der Burg findet Ihr hier:

https://www.stiftung-burg-kniphausen.de/

Dieser Artikel gehört übrigens zu meiner Reihe ‚Leuchtender Herbst‘. Schaut gerne dort vorbei, ich habe die Beiträge hier verlinkt:

Herbst-Lichter

Hortensien-Kranz

Ich würde gerne Eure Photowalk-Bilder sehen und von Euren Erfahrungen hören ! Schreibt mir gerne in die Kommentare oder eine mail !

xx Petra

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